
Wrack der Hedvig Sophia und steinzeitliche Siedlung liegen vor Stohl im Meer / Talk vor Ort in Binges Gasthof lockte 80 Interessierte
SURENDORF Steine findet man am Strand von Schwedeneck reichlich, wie eigentlich an allen Stränden. In Schwedeneck allerdings findet man auch erstaunlich viele außergewöhnliche Stücke, die auf eine steinzeitliche Siedlung schließen lassen, wie zum Beispiel Steinbeile und -äxte. Dies war, neben der Geschichte des Untergangs des schwedischen Kriegsschiffes „Prinzessan Hedvig Sophia“ im Jahre 1715, Thema beim Talk vor Ort der Schwedenecker CDU am Montagabend in Binges Gasthof.
Ortsverbandsvorsitzende Gundula Staack zeigte sich freudig überrascht angesichts der über 80 Interessierten, die erschienen waren. Eigentlich kein Wunder, denn in Schwedeneck sind zahlreiche Bürger vom Steinzeitfieber infiziert und leidenschaftliche Sammler. Inge Zorn aus Stohl hatte einen Teil ihrer umfangreichen Sammlung mitgebracht, bei dem Ur- und Frühgeschichtler Gerhard Dehning konnten Besucher ihre „Schätze“ begutachten lassen. Dies taten auch Wiltrud und Robert Lauer aus Altenholz, die seit etwa 40 Jahren Steine sammeln. „Wir sind oft am Strand und sammeln alles, was uns interessant erscheint, das macht einfach Spaß“, meinte Wiltrud Lauer. Nun sollte ein Fachmann erstmals einige der Fundstücke bewerten. Und es waren auch Besonderheiten darunter, zum Beispiel ein fossiler Armfüßer (lat.: Brachiopoda).
Inge Zorn hatte aufgrund ihrer Funde schon lange die Vermutung, dass vor der Küste Schwedenecks vor langer Zeit eine Siedlung gelegen haben muss, wurde aber bei offiziellen Stellen nie so richtig ernst genommen. Dies änderte sich, als Berufstaucher Ralf Lorenz bei der Suche nach der „Hedvig Sophia“ 2008 auch auf Reste einer steinzeitlichen Siedlung stieß, die vor circa 7500 Jahren etwa 1,5 Seemeilen vor Stohl lag. Inge Zorn freut sich natürlich über die Bestätigung ihrer Vermutung und auch die offiziellen Stellen wollen nun weiter forschen, wobei es zurzeit aber etwas am Geld mangelt.
Für Ralf Lorenz hingegen war die Entdeckung des Wracks der „Hedvig Sophia“, die April im 1715 während des Großen Nordischen Krieges in einem blutigen Seegefecht zwischen Dänemark und Schweden vor Schwedeneck auf Grund lief, die „Erfüllung eines Lebenstraums“, wie es in einem Film des ZDF heißt, der beim Talk gezeigt wurde. Er behandelt die Geschichte des Untergangs und die Forschungsarbeiten rund um das Wrack. Begonnen hatte alles mit dem Fund zweier Kanonen. Bei seiner Suche nach dem Wrack beschränkte sich Lorenz zunächst auf eine Wassertiefe zwischen zwei bis fünf Metern, bekam aber dann von seinem Taucherkollegen Heinz Bojahr den entscheidenden Tipp, etwas tiefer zu gehen und wurde schließlich fündig. Neben dem Wrack fand er wie nebenbei in sechs bis sieben Metern Wassertiefe die Fragmente der steinzeitlichen Siedlung. „Dort stieß man auch auf das Gebiss samt Zahnresten des wohl ältesten Schleswig-Holsteiners“, wie Gerhard Dehning sagte. Immerhin lebte der dort um 7500 v. Chr.
Und wie kam man bei der CDU auf das Thema? „Alle Schwedenecker finden am Strand und auf den Äckern etwas Prähistorisches und es ist doch ein tolles Gefühl, etwas in der Hand zu haben, das so alt ist“, so Gundula Staack. Und weiter: „Zudem könnte man das Thema auch mehr als bisher touristisch nutzen, ich sehe da viel Potential“. Das Wrack der „Hedvig Sophia“ und die Kanonen stehen mittlerweile unter Denkmalschutz und sollen auch nicht geborgen werden. „Alles, was aus Eisen ist, ist dort unten am besten aufgehoben“, sagte Ralf Lorenz´ Bruder Gerald. Denn eine Konservierung ist sehr zeit- und damit kostenaufwendig und ohne diese Bearbeitung zerfallen die Stücke nach dem langen Aufenthalt im Wasser innerhalb weniger Wochen, wenn sie an die Luft kommen.
Bleibt nur noch die Frage, wie viele Besucher sich nach dem Ausflug in die Vergangenheit neu infiziert haben.
Quelle: Dieter Suhr, Eckernförder Zeitung, 23.03.2016
Empfehlen Sie uns!