Eigenbetrieb Touristik woher kommt das dicke Minus?

08.02.2019

Die Analyse der Situation des Touristkbetriebes durch den Ausschussvorsitzenden Boris Hepp.

Seit etwa einem dreiviertel Jahr stehe ich dem Ausschuss Touristik in der Gemeinde Schwedeneck vor, und habe damit ein Amt angenommen, welches einen für unsere Gemeinde wichtigen Bereich bedient – den Fremdenverkehr. Das bedeutet direkt und indirekt Strände, Campingplätze, Gewerbebetriebe im touristischen Bereich, Rad- und Wanderwege – mit all ihren Bedürfnissen, Notwendigkeiten und Aufgaben.

Der Ausschuss ist das politische Kontrollorgan des Eigenbetriebes und muss die Wünsche, Entscheidungen und Planungen diskutieren und genehmigen.
Der Eigenbetrieb der Gemeinde Schwedeneck kümmert sich um die Instandhaltung, Sauberkeit und Pflege der Kurpromenade Surendorf, der Strände Surendorf und Dänisch Nienhof, pflegt und hält die Rad- und Wanderwege instand. Dazu gehören einige Brücken, Strandab- und Zugänge sowie die Parkplätze in Surendorf, Stohl und Dänisch Nienhof.

Gleichzeitig betreibt der Eigenbetrieb den Campingplatz Surendorf inklusive der dort in 2015 aufgestellten Ferienhäuser und die Strandkorbvermietung in Surendorf. Er betreut die privaten Vermieter,sorgt für Werbung, betreibt eine Internetseite und verbucht die Kurtaxe und die Fremdenverkehrsabgaben.

Die Aufgaben sind vielfältig, das zu pflegende Gebiet erstreckt sich über nahezu 10 Kilometer Küstenlinie und ungefähr 18 Kilometer Wanderwege.

In den vergangenen Jahren sind immer wieder Schlagzeilen durch die Gemeinde gerauscht, die von „herbem Verlust“ des Betriebes berichteten. Üblicherweise sind Zahlen zwischen 50.000 € und 90.000€ im Umlauf, die in der Gemeinde oft als akzeptabel hingenommen werden. Zuletzt war für 2017 allerdings mit einem Jahresminus von 217.000 € zu rechnen.

Das klingt nach viel und man fragt sich, ob das so sein muss – zu Recht.

Meist bleibt die reine Summe im Kopf hängen, die Gründe – so vielfältig sie sein mögen – kennen und erfahren die Wenigsten. Ein Betrieb, der Verlust macht, scheint nicht gut geführt, und man fragt sich nach dem Sinn. Ein privater Gewerbebetrieb wäre längst insolvent.

Deswegen hier ein Versuch, diese Zahlen einmal zu beschreiben und in einen Vergleich zu setzen.

Für 2017 sei es exemplarisch dargestellt, wie sich diese Summe zusammensetzt. Der Sommer war zugegeben schlecht, aber das ist nicht alles. Und ein schlechter Sommer kann auch nicht alles entschuldigen.

Für 2017 im Besonderen sind folgende Sondereffekte zu berücksichtigen:

  • Es mussten 39.000€ als finanzielle Einlage in die LTO Eckernförder Bucht en bloc eingebucht werden, anstatt des jährlichen Beitrages.
  • Der neue Werkleiter war 5 Monate parallel zum in den Ruhestand gehenden Werkleiter eingestellt.

Denkt man sich diese Summen vom ausgewiesenen Verlust weg, bleiben immer noch stolze 150.000 € übrig.

Die Einnahmenseite aus Campingplatz, Parkplätzen, Strandkorbvermietung und Erlösen aus Kurtaxe und Fremdenverkehrsabgabe schaffen es nicht, die Aufwendungen zu tragen, die der Eigenbetrieb leistet.

Man darf die Frage stellen, ob man all die Aufgaben, die er leistet unbedingt dem Touristikbetrieb zuschreiben muss.

Sind Wander- und Radwege sowie Kurpromenade nicht vielleicht eher gemeindliche Aufgaben und gehören vom Bauhof mitabgedeckt? 

Niemand würde von einem Bauhof erwarten, dass er ein wirtschaftliches Plus erreicht, geschweige denn eine schwarze Null schreiben könnte. Wo keine Einnahmen sind, bleiben nur Ausgaben. Diese sind als gemeindliche Aufgaben zu leisten. Man kann den Aufwand und die Intensität steuern, mit denen diese Aufgaben erledigt werden, aber niemand erwartet ein positives Geschäftsergebnis.

Sieht man sich die Aufgaben des Eigenbetriebes Touristik an, kommt man schnell zu der Einschä tzung, dass dort vieles im Umfeld der Strände und der Kurpromenade erledigt wird, was eine Gemeinde mit einem Strand wie Schwedeneck auch zu erledigen hätte, wenn es keinen Touristikbetrieb gäbe. Denken wir uns den Campingplatz weg, bleiben die Strände und die Parkplätze, die Wege und die Promenade.

Alles dies bedarf einigen Aufwandes, um es zu pflegen und zu erhalten, bzw. herzurichten. Dazu müsste die Gemeinde den Betrieb mit Mitteln ausstatten, die es ihm ermöglichen, das auch zu tun.

Diese Mittel soll der Betrieb durch die Einnahmen aus o.g. Betriebsteilen generieren. Das gelingt nicht im notwendigen Umfang und bedeutet ein jährliches Minus. Ein großer Anteil daran ist der Verwaltungsaufwand, der notwendig ist, um die Vielzahl der Aufgaben abzubilden, zu organisieren und zu steuern.

Das Geschäft ist extrem saisonal, im Sommer könnten alle Mitarbeiter rund um die Uhr arbeiten (was sie nicht dürfen) und im Winter bzw. in der Nebensaison holen sie dann nach, was im Sommer liegengeblieben ist. Sie kümmern sich um Abrechnungen, Instandhaltung, Modernisierungen oder feiern schlicht notwendige Überstunden ab.

Es ist also ein strukturelles Problem – zu wenig Einnahmen, zu viele Ausgaben. So simpel es klingt, so logisch ist die Entwicklung, die wir nun seit Jahren sehen. Das eigentlich Schlimme dabei ist, dass es nicht besser wird, wenn sich nicht substantiell etwas ändern lässt. Also mehr Einnahmen generieren oder massiv die Ausgaben senken. Das würde bedeuten, entweder zu investieren und zu modernisieren oder den Eigenbetrieb Touristik auf sein unbedingt notwendiges Kerngeschäft reduzieren und z.B. nur noch Strand und Campingplatz betreiben zu lassen.

Leider ist es vor diesem Hintergrund schwierig, eine touristische Entwicklung in der Gemeinde weiterzubringen, die neue und moderne Bedürfnisse bedient und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und damit letztlich zur Einnahmensteigerung beinhaltet.

Die Gewerbebetriebe im touristischen Umfeld erwarten natürlich ebenfalls eine professionelle Zusammenarbeit und Betreuung sowie eine gewisse Weiterentwicklung und Modernisierung des Umfeldes, um so die eigenen Investitionspläne abzusichern und sinnvoll zu gestalten.

Wir haben also eine Menge Arbeit vor uns, die es gemeinsam anzupacken gilt.