Talk vor Ort Altersgerechtes Wohnen

01.03.2013

Talk vor Ort „Wohin im Alter - Gedanken zum Generationen übergreifenden Leben Schwedeneck“ am 25. Februar 2013 in „Binges Gasthof“, Surendorf

Die bekannte Veranstaltungsserie „Talk vor Ort“ setzte sich am Montag, den 25. Februar 2013 mit dem Thema des demografischen Wandels auseinander.

Die Gemeinde Schwedeneck wird am Rande von Surendorf ein Neubaugebiet erschließen. Die CDU hält es für überaus wichtig, sich im Vorfeld schon darüber Gedanken zu machen, wie man der Herausforderung einer alternden Einwohnerschaft  in Schwedeneck begegnen kann. Die CDU ist der Meinung, dass wir zeitnah bezahlbaren und angemessenen Wohnraum für Menschen schaffen sollten, denen zum Beispiel ihr eigenes Haus zu groß geworden ist, die aber in ihrem sozialen Umfeld bleiben möchten und nicht beispielsweise nach Altenholz oder Gettorf umziehen wollen.

Eingeladen waren die Stadtplanerin Frau Bärbel Pook aus Kiel und Herr Holger Tewes aus Kronshagen, der ehemals Prokurist einer großen Wohnungsbaugenossenschaft war und sich in seiner beruflichen Praxis intensiv mit dem Bau von seniorengerechtem Wohnraum beschäftigt hat.

Rund 40 interessierte Gäste und politische Mandatsträger waren gekommen und nahmen an dem lebhaften Gespräch teil. Kernthema war ganz konkret die Frage, welche Form von Wohn-Pflege-Gemeinschaften es gibt und welche für Schwedeneck in Frage kommen.

Holger Tewes führte aus, dass für unsere Gemeinde eingeschossige, barrierefreie Reihenbungalows sehr attraktiv seien. Sollte die Gemeinde in der Lage sein, diese Bungalows auf Erbpachtbasis zu vermieten, wäre das Ziel einer bezahlbaren Miete keine Illusion. Eine Herausforderung wird es sein, ein seriöses und erfahrenes Wohnungsbauunternehmen zu finden, dass als Investor für eine solch eher kleine Anlage auftritt.

Rüdiger Waßmuth von der „Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter“, der als Sprenger Bürger an der Veranstaltung teilnahm, wies darauf hin, dass man bei solchen Wohnformen darauf achten sollte, dass Miete, Betreuung und Pflege als getrennte Verträge behandelt werden sollten, damit man Dienste erst bezahlen müsste, wenn man sie auch benötigte.

Herr Tewes führte weiter aus, dass die Gemeinde mit einer sorgfältig geplanten Einfamilienhausbebauung die gewünschte Vermischung von Alt und Jung in einem neuen Baugebiet erreichen könnte.

Der Bauausschuss wird sich am Donnerstag, den 5. Februar 2013 ab 19.00 Uhr in „Mißfeldts Gasthof“ in Krusendorf mit dem Bebauungsplan für die sogenannte „Kobarg´sche Koppel“ befassen (Bebauungsplan Nr. 21) Auf der Tagesordnung steht auch der Antrag der CDU-Fraktion zur Aufstellung und Ausgestaltung dieses Planes. Die Sitzung ist öffentlich.

Gundula Staack

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Kieler Nachrichten am 27.2.2013:

Im Alter gehen oder bleiben?

„Talk vor Ort“ befasste sich in Schwedeneck mitseniorengerechtem Wohnen im Heimatort

Schwedeneck. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. DieseRedensart spiegelt die Denkweise vieler Senioren wider. Doch manche Landbewohnermüssen sich im Alter mit einem Umzug abfinden, weil die eigenen vier Wände nichtbarrierefrei sind oder die Infrastruktur im Dorf zu wünschen übrig lässt.Deshalb ging es im „Talk vor Ort“ der CDU am Montag um das Thema Wohin im Alter- Überlegungen zum generationenübergreifenden Wohnen in Schwedeneck.

„Wir sind eine zunehmend alternde Gesellschaft“, sprach CDU-FraktionsvorsitzenderSönke Paulsen in Binges Gasthof den demografischen Wandel an. Er höre vonälteren Mitbürgern in Schwedeneck mitunter die Befürchtung, dass sie nicht imOrt bleiben könnten: „Was ist, wenn man irgendwann nicht mehr den 800Quadratmeter großen Rasen mähen kann?“ Und manche Häuser ließen sich nichtseniorengerecht umbauen. Jetzt plane die Gemeinde ein neues Baugebiet (B-Plan21: „Kobargsche Koppel“) im Ortsteil Surendorf. Nach Ansicht der CDU sollten indie Bauleitplanung die Bedürfnisse älterer Menschen einfließen, so Paulsen. „Mansollte rechtzeitig mit den älteren Menschen sprechen, ob sie im Ort bleiben wollen“,riet Stadt- und Regionalplanerin Bärbel Pook, die als Expertin zu Gast war. Istdas der Fall gelte die Regel: Senioren haben die gleichen Wohnbedürfnisse wie jungeMenschen. Allerdings müsse für Barrierefreiheit gesorgt werden, damitbeispielsweise die Toilette mühelos mit einem Rollator erreichbar sei.Bestenfalls würden die älteren Einwohner gleich in die Planung einbezogen. AuchNachbarschaftshilfe spiele in Zukunft stärker eine Rolle, weil Kinder und Enkeloft nicht im selben Dorf lebten. Gegenseitiges Kennenlernen und Unterstützen beugeVereinsamung vor.

Wie man denn Menschen mit entsprechendem Bedarf erreiche,lautete eine Frage aus dem Publikum? Dazu sei Öffentlichkeitsarbeit nötig, erklärteBärbel Pook. Auch Nachbarschafts- und Straßenfeste trügen zum Kennenlernen bei.„Es gibt bereits Leute, die sich hier engagieren“, verwies Gemeindevertreterin GundulaStaack (CDU) auf Besuchsdienste im Dorf, die ältere Menschen unterstützten. Solchein „guter Geist“ ist Brigitte Greiner, die bei „Talk vor Ort“ zu Gast war.Allerdings kenne das bürgerliche Engagement auch Grenzen, gab das Mitglied derBürgergemeinschaft (UBS) zu bedenken. Außerdem bestehe Bedarf, was dieInfrastruktur (Ärzte, Apotheken, Busverbindungen) in Schwedeneck angehe. Wiedie Belange älterer Menschen in einem Neubaugebiet berücksichtigt werden könnten,erläuterte Holger Tewes, der ebenfalls als Fachmann zu Gast war. Der Dozent fürImmobilienwirtschaft und ehemalige Prokurist einer Baugenossenschaft bezeichneteeingeschossige Reihenbungalows als geeignet. Sie sollten, wenn tatsächlich Bedarfbestehe, zu tragbaren Mieten von einem Wohnungsunternehmen angeboten werden. Umdie Pflege der Bewohner könne sich ein ambulanter Dienst kümmern, erläuterteBärbel Pook. „Man lebt individueller als in einem Alten- und Pflegeheim.“ WieBürgermeister Gustav Otto Jonas (SPD) ankündigte, ist der Bebauungsplan 21 am5. März ein Thema im Bauausschuss der Gemeinde: „Wir beraten über die weitereVorgehensweise.“

Quelle: Jan Torben Budde in den „Kieler Nachrichten“ am 27.02.3013

 

Eckernförder Zeitung am 27.2.2013:

Ambulant vor stationär

Podiumsdiskussion zeigt Erfordernisse für Wohnen im Alter auf dem Lande auf

Surendorf
Die Mobilität nimmt ab, die Pflege des eigenen Gartens oder die Stufen hoch zum Schlafzimmer werden beschwerlicher. Wohin im Alter? – Diese Frage stand am Montagabend beim „Talk vor Ort“ des CDU-Ortsvereins in Binges Gasthof im Mittelpunkt. Stadtplanerin Bärbel Pook und Holger Tewes, ehemaliger Prokurist einer Wohnungsbaugenossenschaft, informierten über Möglichkeiten altersgerechten Wohnens. Neben Nachbarschaftshilfe und Infrastruktur ging es vor allem um Modelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften. Aktueller Hintergrund dieses Themas ist die Ausweisung eines Neubaugebietes in Surendorf.
„Anfang März werden wir uns über den Planungsauftrag unterhalten. Der Aspekt ‚Wohnen im Alter‘ soll direkt einbezogen werden“, betonte der Bürgermeisterkandidat der CDU, Sönke-Peter Paulsen. Gerade in Zeiten des demographischen Wandels stehe jede Gemeinde vor der Aufgabe, älteren Mitbürgern in ihrem sozialen Umfeld ein gutes Leben zu ermöglichen. Aus diesem Grund bauten die CDU-Gemeindevertreter an diesem Abend einerseits auf den Austausch mit den Bürgern, andererseits auf Tipps der Referenten.
Rund 25 Gäste, darunter viele Gemeindevertreter, waren zur Diskussion in den Gasthof gekommen. Eine zentrale Problematik machte Bärbel Pook gleich zu Beginn deutlich: „Schleswig-Holstein hat die höchste Verheimungsrate in Deutschland.“ Mehrgenerationsenhaushalte gibt es kaum noch, Nachbarschaftshilfe werde immer wichtiger im Kampf gegen die Vereinsamung. Aber es müsse auch bedarfsgerechter Wohnraum geschaffen werden“, betonte die Stadtplanerin. „Ambulant vor stationär. Die Menschen müssen möglichst lange, selbstbestimmt in ihrer Wohnung bleiben können.“
Konkreter wurde Praktiker Holger Tewes bei der Frage, wie die Gemeinde diesen Aspekt in der Bauplanung berücksichtigen könne: „Es bieten sich eingeschossige Reihenbungalows an, in angemessener Größe und barrierefrei.“ Diese Bauart könne im B-Plan für bestimmte Quartiere festgelegt werden. Mit Eigenheimbebauung ringsum erreiche man zudem eine Vermischung der Bevölkerung, so Tewes weiter.
Nach einer Anregung eines Fachmannes aus dem Publikum konzentrierte sich die Diskussion schließlich auf so genannte ambulante Wohn- und Hausgemeinschaften – ein Modell, bei dem die Mieter entsprechender Wohnanlagen zugleich einen Betreuungs- oder Pflegevertrag mit einem einheitlichen Dienstleister abschließen. So etwas funktioniert nur auf Mietbasis, gab Holger Tewes zu bedenken. Nur so sei es schließlich möglich, dass die Wohnungen auch langfristig seniorengerecht bleiben. „Dafür muss man einen Investor gewinnen, zum Beispiel, in dem man das Grundstück im Erbbaurecht zur Verfügung zu stellt.“
Neben Überlegungen für altersgerechtes Wohnen in der Gemeinde wurde auch noch eine weitere Forderung laut: „Ohne Führerschein und Plus 70 ist man hier verraten und verkauft“, ärgerte sich Brigitte Greiner (UBS). „Es gibt keine Infrastruktur für alte Menschen – keinen Arzt, keine Apotheke und die Busverbindungen sind auch schlecht“. Auch daran müsse man arbeiten, so die Gemeindevertreterin.
Söhnke-Peter Paulsen zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen und Anregungen: „Man muss genau hingucken und nicht am Bedarf vorbeiplanen. Schließlich wollen wir ältere Mitmenschen in der Gemeinde halten und ihnen ein würdevolles Altern ermöglichen.“

Quelle: Dana Ruhnke in der "Eckernförder Zeitung" am 27.2.2013